Why Fair Fashion?



Fair Fashion – ein Begriff, den man immer häufiger liest. Aber was ist das genau? Und warum ist faire Mode so wichtig? Was hat es mit den ganzen Siegeln auf sich und was ist der Unterschied zwischen „fair“ und „nachhaltig“? Gehören die beiden Begriffe zwingend zusammen?

Ich versuche, hier ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Vorab soll angemerkt sein, dass ich kein Profi bin –  ich beschäftige mich erst seit etwas mehr als einem Jahr mit nachhaltiger und fairer Kleidung und lerne stets Neues hinzu. Ich teile hier Info mit euch nach bestem Wissen und Gewissen und bin für Feedback/Kritik immer offen.


Um das Feld von hinten aufzurollen…

Am 24. April 2013 stürzt nordwestlich der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch das Rana Plaza ein. Es sterben über 1100 Menschen und weitere 2430 Menschen werden verletzt. In dem achtstöckigen Gebäude sind neben Geschäften und einer Bank auch eine Textilfabrik untergebracht, in der mehrere Modeketten produzieren, unter anderem C&A, Kik und Mango. Unter den Toten befinden sich vor allem Frauen, die unter katastrophalen Bedingungen und zu Hungerslöhnen Kleidung nähen, welche dann in Westeuropa und den USA verkauft wird. Es ist eine der grössten Katastrophen in der Geschichte der Modebranche.

Dieser Vorfall ist nun 6 Jahre her. An den Produktionsweisen von grossen Ketten wie H&M hat sich trotzdem nicht wirklich was geändert. Shirts für 9,99 Euro sind Standard. Arbeiter werden kaum bezahlt und von sicherem Arbeitsumfeld und geregelten Arbeitszeiten kann keine Rede sein. Jede Woche hängen zig neue Teile in den Läden, denn es gibt nicht 4 Kollektionen – für jede Jahreszeit eine – sondern monatlich oder sogar wöchentlich eine neue Zusammenstellung an Kleidungsstücken.

Doch auch vor der Katastrophe um Rana Plaza sterben Menschen für die Modeindustrie. Im April 2005 stürzt eine Fabrik in Sabhar ein (gleiche Stadt, in der das Rana Plaza zusammenfiel). Dabei sterben 64 Menschen. Wenige Monate zuvor brannte eine Bekleidungsfabrik, was das Leben von 22 Menschen forderte.  Ein Jahr später kollabiert eine Textilfabrik in Dhaka, wobei weitere 21 Menschen sterben. In der Zeitspanne von 2005 bis 2013 sterben ca. 600 Menschen durch unsichere und ausbeuterische Arbeitsbedingungen.

Bis dein fertiges Tshirt bei H&M oder Mango am Bügel hängt, hat es bereits einen ganz schön weiten Weg hinter sich.

1. Baumwolle züchten & ernten

Die meisten Tshirts bestehen aus Baumwolle, welche angebaut und bewässert werden muss. Die wichtigsten Anbauländer sind unter anderem China und Indien. Der Baumwollstrauch braucht sehr viel Wasser, damit er wächst. Zwischen 10’000 und 17’000 Liter Wasser werden für ein Kilo benötigt. Zum Vergleich: in eine Badewanne passen etwa 140 Liter Wasser.

Mit künstlicher Bewässerung möchte man das Wachstum und die Reife der Pflanzen besser steuern können. Die meist genutzte Methode ist die Oberflächenbewässerung, bei der auf den Äckern Wasser gestaut wird; ca 60 Prozent des Wassers verdunstet allerdings ungebraucht, versickert oder wird durch Lecks in Zuleitungen verschwendet. Die Schwemme an Wasser kann nur schlecht reguliert und somit auch nicht an den tatsächlichen Wasserbedarf der Baumwollpflanzen abgestimmt werden.

Im konventionellen Anbau von Baumwolle werden Unmengen an synthetischem Dünger eingesetzt, der die Wuchsleistung steigern soll, und giftige Pflanzenschutzmittel sollen Baumwollkapselkäfer töten. Die schädlichen Rückstände gelangen in Böden und somit ins Trinkwasser. Auch die Arbeiter leiden unter den Pestiziden; sie haben Beschwerden der Atemwege und der Augen und ein hohes Risiko, an Krebs zu erkranken oder unfruchtbar zu werden. Schutzkleidung können sie sich oft nicht leisten und diese wird von Arbeitgebern auch nicht gestellt.

2. Verarbeitung der Baumwolle

Nach der Ernte wird die Baumwolle zur Nachreifung noch etwa 30 Tage gelagert. Da an den Fasern teils noch schwarze Samenkörner hängen, kämmt eine Entkörnungsmaschine die störenden Rückstände und den Samenflaum heraus. Übrig bleiben dann die Baumwollfasern, welche von einer dünnen, vor Nässe schützenden Wachshaut umhüllt sind.

Danach kommen die Baumwollfasern in die Spinnerei, wo sie zu Bändern zusammengedrückt werden. Daraus wird mit Hilfe einer Spinnmaschine das Baumwollgarn gezwirnt. Das fertige Garn wird dann gefärbt und weiter zu Stoffen verwebt.

3. Export

Wenn die Baumwolle den Bauern verlässt, geht ihr grosse Reise los. In der Textilbranche (wie aber auch in anderen Branchen) ist es üblich, steigenden Lohn- und Nebenkosten zu entgehen, indem die Produktion einfach in ein anderes Billiglohnland verlegt wird. So kann es gut sein, dass die Baumwolle in Indien oder China geerntet und zu Garn versponnen wird, auf den Philippinen oder in Kambodscha gefärbt wird und dann in Bangladesch zum Kleidungsstück vernäht wird. Oft wird die fertige Kleidung in Osteuropa mit ihrem Etikett versehen, bevor sie dann in Deutschland in den Läden hängt.

Der Preis eines Tshirts setzt sich prozentual ungefähr wie folgt zusammen:

  • 50% Einzelhandel
  • 25% Werbung
  • 13% Fabrikkosten
  • 11% Steuern und Transport
  • 1% Löhne

Diese Verteilung kann natürlich variieren. Eine Erstellung genauer Zahlen ist fast nicht möglich, da es in der Lieferkette oft an Transparenz fehlt. Es kann allerdings so gut wie ausgeschlossen werden, dass die Löhne die 1% Marke überschreiten.

Du fragst dich nun, was du gegen die Ausbeutung in der Modeindustrie tun kannst? Deinen Kleiderschrank zu durchwühlen und jedes Teil, auf dessen Etikett „made in Bangladesh“ steht, wegzuschmeißen, ist definitiv keine Lösung. Nichts mehr zu kaufen, ist zwar ein guter Ansatz, aber auf Dauer doch nicht ganz das Wahre.

1. Überdenke dein Konsumverhalten

In der westlichen Welt leben wir alle im Überfluss. Wir sind es gewohnt, alles sofort haben zu können. Unsere Supermärkte sind voll mit den verschiedensten Produkten, die Auswahl scheint unendlich. Sollten wir doch mal etwas im Einzelhandel nicht finden können, bestellen wir es einfach im Internet und wenige Stunden/Tage später liegt es in unseren Briefkästen.

Daher tut es jedem von uns gut, sein Konsumverhalten regelmässig zu überdenken. Oft kaufen wir Dinge auch aus reinem Impuls heraus, weil wir grad eben Bock auf was Neues haben, was nicht selten in Fehlkäufen endet. Also frag dich selbst ruhig öfter: „Brauche ich das wirklich?“.

Was mir auch hilft, ist zu überlegen „Werde ich dieses Kleidungsstück mindestens 30 mal tragen? Passt es zum Rest meines Kleiderschranks? Gefällt es mir auch in 6 Monaten noch?“.

Wie bereits oben geschrieben, geht es nicht darum, gar nichts mehr zu kaufen. Viel mehr soll es darum gehen, unserer Kleidung wieder mehr Wert zuzuschreiben und Teile nicht nach ein oder zweimal tragen wieder auszusortieren und wegzuschmeissen. Um Vivienne Westwood zu zitieren: Buy less, choose well, make it last!

2. Second Hand is key

Nur weil es davor bereits jemand getragen hat, verliert ein Kleidungsstück nicht an Wert. Im Gegenteil, auf Flohmärkten, Vintage Sales oder in Secondhand Shops findet man oft die schönsten Schätze, die es sonst nirgends zu kaufen gibt!

Kleiderkreisel ist ebenfalls ein toller Weg, gebrauchte Kleidung zu kaufen & zu verkaufen. Dort findet ihr viele Fast Fashion Marken und könnt mit Filtern gezielt nach eurer Grösse suchen. Ich habe eine meiner Lieblingshosen auf Kleiderkreisel gekauft und würde sie für nichts wieder hergeben!

Second Hand benötigt zwar etwas mehr Zeit und Geduld, dafür ist es die ressourcenschonenste Art des Kleiderkaufes. Die Teile sind bereits in Umlauf und es werden keine Rohstoffe benötigt um neue Sachen herzustellen. Weiterer Vorteil: Klamotten aus zweiter Hand sind um einiges günstiger und schonen den Geldbeutel!

3. Fair Fashion

Wie der Name bereits sagt, werden bei Fair Fashion sichere Arbeitsbedingungen und gerechte Bezahlung gross geschrieben. Doch viele faire Labels machen sich auch Gedanken um unseren Planeten und versuchen, möglichst ressourcenschonend zu produzieren. Bei Jan’n June gibt es zum Beispiel wunderschöne Tops, die teils aus alten Plastikflaschen bestehen. Cool, oder?

Wer bei fairer Kleidung an Ökomode aus den 90ern denkt und Kartoffelsackkleider im Kopf hat, der soll sich mal aktuelle Kollektionen von zb. Armedangels oder People Tree anschauen. Die Labels können mit Fast Fashion mehr als mithalten. Ja, faire Kleidung kostet mehr als konventionelle Teile. ABER: Für diese Kleidung muss niemand sterben. Im Herstellungsprozess muss niemand Gift einatmen, es gibt normale Arbeitszeiten wie wir sie kennen und eine gerechte, angemessene Entlöhnung von der man leben kann.

Wer jetzt Bock auf faire und nachhaltige Kleidung hat, kann sich gerne meinen Fair Fashion Guide anschauen. Dort findet ihr ganz viele Marken, die unter gerechten Bedingungen produzieren und weitab vom langweiligen „Öko-Image“ sind. Klickt euch durch, es ist für jeden etwas dabei!

Als guten Einstieg ins Thema empfehle ich den Dokumentarfilm The True Cost, du kannst ihn dir hier oder auf Netflix anschauen.


Quellen:

http://www.oeko-fair.de/clever-konsumieren/kleiden-schmuecken/baumwolle

https://ichkaufnix.com/da-les-ich/facts/

http://virtuelles-wasser.de/baumwolle.html

http://www.spiegel.de/wirtschaft/made-in-bangladesch-warum-die-jeans-von-lidl-und-co-so-billig-sind-a-592711.html